Kompetenzportrait Elisabeth Bolg, BSc

MEINE KLIENTINNEN SIND DIE EXPERTINNEN IHRES EIGENEN LEBENS!

„Ich habe innerhalb meiner Familie gelernt, einander intensiv zuzuhören und dabei auch aufeinander zu hören. Gleichzeitig habe ich dabei den Mut geschenkt bekommen für Ideale und Träume zu kämpfen und eben manchmal auf dem Weg auch verzichten zu müssen, um ans Ziel zu kommen.“ Dieses sinngemäße Zitat stammt von Elisabeth Bolg, BSc einer 27-jährigen Ergotherapeutin aus Kärnten und eröffnet ganz wunderbar ihre Sicht auf die notwendigen Talente und Fähigkeiten für diesen Beruf.

Dass sie im Austausch mit Menschen stehen und im sozialen Bereich tätig werden wollte, war ihr bereits sehr früh bewusst. Es war ihre große Schwester, die damals selbst gerade in der Ausbildung zur Physiotherapeutin stand, die sie dazu ermunterte, sich für therapeutische Berufe zu interessieren. Darauf folgte ein Schnupperpraktikum in einem pädagogischen Förderzentrum für Kinder und Jugendliche in Klagenfurt. Dort machte Elisabeth Bolg auch erste Erfahrungen mit der Ergotherapie, die sie sofort begeisterte, und zu ihrer Berufswahl inspirierten. Gleich nach der Matura begann sie ihr Bachelorstudium im Studiengang Ergotherapie an der FH Kärnten, das sie 2013 mit Auszeichnung erfolgreich abschloss.

Mittlerweile hat sie zwei Arbeitgeber: einerseits ist sie im A.ö. Krankenhaus der Elisabethinen GmbH tätig und arbeitet dort am Department für Akutgeriatrie und Remobilisation und andererseits ist sie seit Mitte 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Studiengang Ergotherapie der FH Kärnten. In dieser Tätigkeit unterstützt sie den Studiengang bei der Abwicklung von Forschungsprojekten und arbeitet auch in der Forschungsqualifizierung mit StudentInnen. Momentan beschäftigt sie sich hauptsächlich mit dem Pilotprojekt „Schulkind leicht gemacht – Ergotherapie in Schulen“, welches sich mit dem Einsatz von gesundheitsförderlichen Maßnahmen durch schulbasierte Ergotherapie bei Kindern der ersten Schulstufen beschäftigt. Die Ergebnisse dazu werden im Herbst 2018 präsentiert.

Die ExpertInnen für menschliche Handlungen

Abgeleitet vom Griechischen „ergein“ (handeln, tätig sein) – geht die Ergotherapie davon aus, dass „tätig sein“ ein menschliches Grundbedürfnis ist und dass gezielt eingesetzte Handlungen gesundheitsfördernde und therapeutische Wirkung haben. Deshalb unterstützt und begleitet Ergotherapie Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind und/oder ihre Handlungsfähigkeit erweitern möchten.

Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen bei der Durchführung von für sie bedeutungsvollen Handlungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit/Erholung in ihrer Umwelt zu stärken. Die Handlungsfähigkeit im Alltag steht dabei immer im Zentrum.

Und genau das ist die Leidenschaft und Kernkompetenz von Elisabeth Bolg. Die Schönheit und Wichtigkeit der Arbeit mit Kindern begeistert sie nach wie vor genauso wie ihr täglicher Einsatz am Department für Akutgeriatrie und Remobilisation. Gerade an diesen wöchentlich vier Vormittagen im Krankenhaus arbeitet sie mit ältere Menschen. Oftmals ist der größte Wunsch ihrer KlientInnen Handlungen wieder so zu erlernen oder alleine durchführen zu können, sodass sie ihr Leben in ihrem Zuhause oder in ihrer gewohnten Umgebung fortsetzen können. Elisabeth Bolg hilft mit ihrem therapeutischen Einsatz durch Analyse der Anforderungen von Handlungen in bestimmten Alltagssituationen und unter Berücksichtigung von Umweltbedingungen sowie nachfolgender individuell abgestimmter Therapiemaßnahmen diesen oftmaligen Herzenswunsch ihrer KlientInnen Realität werden zu lassen. Es versteht sich dabei von selbst, dass ErgotherapeutInnen in diesem sehr persönlichen KlientInnenkontakt über ein hohes Maß an persönlicher Integrität, Zuverlässigkeit und Offenheit in allen Aspekten ihrer beruflichen Rolle verfügen.

Empathie, die Liebe zum Menschen und die Leidenschaft für den Beruf

Fachkompetenz – Spezialwissen rund um menschliche Handlung – und sozialwissenschaftliche wie auch biopsychosoziale Zusammenhänge sind Grundlage jeder ergotherapeutischen Intervention. Dazu benötigt es die Fähigkeit vernetzt über Disziplinen hinweg zu denken und zu arbeiten. Die häufigsten interdisziplinären KooperationspartnerInnen sind dabei oftmals ÄrztInnen, diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, LogopädInnen, PhysiotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen wie auch das familiäre Umfeld der KlientInnen. Dabei ist ein hohes Maß an Empathie und Liebe zum Menschen wie auch eine große Leidenschaft für den Beruf notwendig, wie Elisabeth Bolg erzählt. Es gehe um ein Höchstmaß an gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. Sie selbst stelle sich manchmal vor wie es wäre, wenn die Rollen getauscht und sie KlientIn wäre. Wie sie wertschätzend und hoch reflektiert anmerkt, wären ja gerade ihre älteren KlientInnen ExpertInnen ihres eigenen Lebens. Es benötige eben Zeit, Respekt, Wertschätzung und die Fähigkeit zuzuhören, um die ganz persönliche Geschichte einer Klientin bzw. eines Klienten zu erfahren. Wenn man dann aber ein gemeinsames Zielt entwickelt, öffnet sich der Weg.

Der Mensch als handelndes Wesen

Seit September 2017 ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin zeitgleich auch zur begeisterten Studentin geworden. Dies zeigt eindrucksvoll ihr hohes Interesse an Wissenschaft und Weiterentwicklung der Profession. Elisabeth Bolg absolviert ihr Masterstudium in Ergotherapie und Handlungswissenschaft an der fhg – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH in Innsbruck, das neben einer praxisorientierten, wissenschaftlich fundierten und fachspezifischen Vertiefung ergotherapeutischer Kompetenzen auch den Menschen als handelndes Wesen in den Mittelpunkt stellt. Besonders schätzt sie dabei auch den Austausch mit ihren nationalen und internationalen StudienkollegInnen und den Chancenreichtum, den sie bei der Weiterentwicklung der Ergotherapie in vielen Bereichen des täglichen Lebens sieht. Sie selbst ist derzeit von verschiedenen Konzepten und Inhalten des Studiums fasziniert, wie beispielsweise der Evidenz basierten Praxis oder dem Klinischen und Professionellen Reasoning. Für eine weitere Spezialisierung ist es noch zu früh, da sie sich ihre längerfristige Entwicklung in Richtung Praxis oder Forschung, Lehrtätigkeit oder all dies kombiniert, noch offenlassen möchte. Von ihren KollegInnen wird sie als empathisch und herzlich im Umgang beschrieben. Sie selbst ortet einen leichten Hang zur Perfektion in ihrer Tätigkeit. „Wenn ich etwas mache, dann zu 100%. Ich muss nahezu alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, bis ich mit meiner Arbeit zufrieden bin.“ Das wäre für sie, neben Reflexion und guter Dokumentation, der beste Weg professionell zu arbeiten und hohe Qualität sicherzustellen.

Besonders wichtig ist ihr auch der kontinuierliche Austausch mit KollegInnen, um hier neue Entwicklungen und Forschungsergebnisse zu diskutieren und die Erkenntnisse in die eigene Praxis einfließen zu lassen. Die Weitergabe des eigenen Wissens an den Nachwuchs, egal ob in ihrer Funktion als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder als Praktikumsanleiterin, ist ihr ebenso wichtig. Und wenn all das dazu führt, dass es durch intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten mit und für ihre KlientInnen gelingt, diese auf dem Weg der Erreichung ihrer Handlungsfähigkeit zu unterstützen, ist der Kreis zu ihrem anfänglichen Zitat auch schon auf schönste Art und Weise geschlossen.