Kompetenzportrait Eva Bucher

VON DER KOMPETENZ ZU WERDEN, WER MAN IM HERZEN BEREITS IST

Eva Bucher, MSc macht in unserem Gespräch von der ersten Minute an Lust auf Lernen und persönliche Entwicklung. Hoch authentisch berichtet sie von ihren eigenen (Um-)wegen hin zur Berufung als Logopädin. Doch alles der Reihe nach erzählt.

Die heute 49 jährige kommt aus einer überaus musikalischen Familie. Ihr Opa war Komponist und Kulturpreisträger; ihre Mutter und ihre Tanten leidenschaftliche Sängerinnen. Sich selbst beschreibt sie als mittelmäßige Sängerin. Doch als Kind, so wurde ihr damals gesagt, hätte sie falsch gesungen. Und das hat sie geprägt.

Es hat sie so sehr geprägt, dass sie, als es Zeit war einen Ausbildungsweg einzuschlagen, die Vision als Logopädin tätig zu werden zwar bereits im Kopf hatte, sich aber schlichtweg – aufgrund der damalig hohen Anforderungen an musikalische Fähigkeiten – nicht über die Aufnahmeprüfung traute noch glaubte, später den Beruf erfolgreich ausüben zu können. Sie selbst sollte sich Jahre später selber beweisen, wie gewaltig sie sich damals irrte.

Eva Bucher entschied sich also zunächst die Ausbildung zur Sonderschul- und Sprachheilpädagogin zu absolvieren und blieb dem Lehrberuf die nächsten 21 Jahre lang treu. Dann war es Zeit für Veränderung. Und die passierte, als Eva Bucher ihre Energie nicht auf „nur weg vom Schuldienst“, sondern vielmehr in Richtung „hin zur Logopädie“ richtete. André Heller sagte einmal sinngemäß, man müsse sich den Wünschen und Träumen der eigenen Seele gegenüber solidarisch zeigen. Und das tat sie dann auch. Zugute kam ihr, dass sich die Ausbildung zur Logopädin in den Jahren immer weiter akademisierte und nun zu einem Fachhochschulstudium geworden war. So begann Eva Bucher 2011 ihr Vollzeitstudium an der FH Wiener Neustadt und machte dort auch ihren Bachelor im Fachgebiet der Logopädie. Kurz danach absolvierte sie vertiefend den Master-Studiengang an der Donau Universität Krems. Beide Studien hat sie mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen.

 

Entschlossenheit, Selbstreflexion, Durchhaltevermögen und Mut

So ein biografisch entscheidender, großer Schritt hinaus aus der eigenen Komfortzone und das Verlassen eines etablierten Berufes hin zur persönlichen Weiterentwicklung benötigt vor allem ein hohes Maß an Selbstreflexion, Fokus, Durchhaltevermögen, Entschlossenheit und Mut. Man muss sich das vorstellen: Drei Jahre kein Verdienst, Verzicht auf die Annehmlichkeiten, die sich aus selbsterworbenem Erfahrungsreichtum in einem Beruf ergeben wie Sicherheit und Seniorität. Aus der Lehrerin wurde erneut eine Studentin – und das mit Mitte 40. Eva Bucher ist es nicht nur gelungen durch diesen Schritt zu einer hochgeschätzten Logopädin zu werden, sie hat es auch geschafft, die Erfahrungen aus ihrer Zeit als Sonderschul- und Sprachheillehrerin mitzunehmen und mit ihrer neuen Berufung als Logopädin zu verbinden. Damit wurde sie zur Brückenbauerin und Verständnisträgerin zwischen zwei Disziplinen. Wie sie selbst sagt, hatte sie vom ersten Tag ihres Studiums an innerlich das große – und ihren eigenen Erfahrungen entsprechende – ganze Bild der Sprachheilkunde und Logopädie vor Augen, das sich mit jedem Studientag auf den neusten Stand der Wissenschaft erweiterte.

Seit 2014 leitet Eva Bucher ihre eigene logopädische Praxis in Mürzzuschlag in der Steiermark. Im Umkreis von 50 km ist sie die einzige freiberufliche Logopädin. Und damit ist sehr viel über ihren Berufsalltag gesagt, denn das steckt den Rahmen ab, der sie zur Allrounderin in ihrer Disziplin macht. Neben der Sprachförderung bei Kindern betreut sie u.a. auch Stimmstörungen bei Erwachsenen bis hin zu PatientInnen mit neurologischen Erkrankungen. Es ist sehr schön ihr dabei zuzuhören, wie sie erzählt, dass sie die Räumlichkeiten ihrer späteren Praxis noch vor Abschluss ihres Studiums entdeckt hatte. Oder wie sie es so treffend auszudrücken vermag „ich bin an dem Haus vorbei und habe sofort gewusst, das ist es! Es ist fast so, als hätte mich dieser Raum gefunden“.

 

Von der Fähigkeit in Beziehung zu treten, Empathie und Authentizität

Es gehe immer um Empathie und die Fähigkeit sich auf die PatientInnen und die jeweilige Therapiesituation wirklich einzulassen, um eine Beziehungsebene aufbauen zu können. Und diese ist für Eva Bucher essentiell und erst der Nährboden für Entwicklung und nachfolgenden Therapieerfolg. Authentizität ist für sie dabei ebenso wichtig, wie ein Höchstmaß an Professionalität. Wie sehr sie zur Brückenbauerin zwischen der Sprachtherapie und der Arbeit in der Sprachheilpädagogik geworden ist, zeigt auch ihre 3-jährige Lehrtätigkeit in der Sprachlehrerausbildung an der pädagogischen Hochschule bereits kurz nach Abschluss ihres Logopädiestudiums. Ganz losgelassen hat sie die Schule so und so nie ganz, forschte sie für ihre Bachelorarbeit über Stimmstörungen bei Pädagoginnen und evaluierte die Ergebnisse im Rahmen einer Gruppendiskussion mit Studierenden. Nicht nur mit ihrer Forschung schließt sie also den Kreis zwischen den abgegrenzten Disziplinen, sondern betreut auch aktiv einige PädagogInnen mit Stimmproblemen in ihrer Praxis.

Wenn Eva Bucher mit großer Bescheidenheit und doch hörbarer Freude in der Stimme davon erzählt, wie eine Patientin nach einem Schädelhirntrauma bei ihr in der Therapie auf einen Zettel „ich bin begeistert“ geschrieben hat, erkennt man selbst, dass es manchmal das Verlassen der eigenen Komfortzone und der ausgetretenen Lebenswege benötigt, um persönliche Visionen zu verwirklichen und Erfüllung neu zu finden.

 

Professionalisierung, Neugier und Mut neue Wege zu erklimmen

Dass Eva Bucher kontinuierlich um die Erweiterung ihrer Kompetenzen bemüht ist, zeigt sich auch in ihrer großen persönlichen Leidenschaft, dem Klettern. Begonnen hat sie damit, weil sie als passionierte Alpinistin in höheren Lagen oftmals auch auf Stellen stieß, wo der Weg eine weitere Professionalisierung ihrer Fähigkeiten verlangte. Also begann sie sich für das Klettern zu interessieren. Fokus und Entschlossenheit stehen auch hier als Kompetenzen im Vordergrund. Eva Bucher lernte ihren späteren Mann bei einer Klettertour am Großglockner kennen und diese ganz persönliche „Seilschaft“ hat sie auch durch ihre Jahre als Studentin geleitet.

Die Brücke zur Schule darf aber auch bei ihrem Hobby nicht ganz fehlen und so war sie bereits als Sonderschullehrerin mit den Kindern am Felsen klettern und vertiefte deren Kompetenzen wie Konzentration, Selbstsicherheit und Vertrauen in sich selbst und das eigene Umfeld. Ihre Begeisterung, so erzählt sie, wäre relativ einfach auf die Kinder übergesprungen. Und das glaubt man ihr sofort, denn Eva Bucher macht mit jedem Wort Lust auf Entwicklung.